…and the circus leaves town

Früher hat mich das Spektakel fasziniert. Ein paar Wochen nach der Ankündigung durch surreale Plakate rollten sie an, die Artisten und Tiere: Immer unterwegs, in Wohnwägen und in riesigen bemalten Anhängern fuhren sie an unserem Haus vorbei, um sich dann im Park niederzulassen. Teilzeitbewohner unserer Stadt, nirgends wirklich zuhause. Ich schlich um die Wägen und hab die Tiere vom Zaun aus bemitleidet und während der Vorstellung gehofft, dass mir der Clown fernbleibt. Der Eingang war ein Portal in eine andere Realität, im Zelt wars dunkel und warm, der Geruch nach Fantasie: Popcorn und Pferdemist. Kamele, Elefanten und Riesenschlangen. Roter Samt und Schminke. Irgendwann ist man zu alt dafür. Das letzte Mal ist vermutlich mehr als 12 Jahre her.

Wegen eines Uniprojektes stattete ich den Zirkusleuten im Stadtpark einen Besuch ab und bekam viel mehr als ein paar Fotos. Ich bekam Geschichten, die von Geldsorgen erzählen, von Gesetzen, die das Erlebnis fad werden lassen, von Hoffnungslosigkeit und von einer längst vergangenen Ära, in der man mit dem Zirkusgeschäft noch das große Geld machen konnte. Die Zeit, in der sich Kinder schon Wochen vorher freuen, ist vorbei. Tiger und Löwen hat er früher einmal dressiert, einen Elefant gab es auch, erzählt mir der ehemalige Zirkusdirektor, der mittlerweile über 90 ist und nichts mehr hört. Heute gibt es das nicht mehr, artgerechte Haltung und exotische Tiere in kleinen Anhängern passen nicht zusammen.

Eine Lebensgeschichte wie ein Drehbuch für einen Film, bei dem ich vermutlich verdammt viel heulen müsste.

Text und Fotos von Pia Gärtner

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